Da hatte ich doch kurzzeitig geglaubt, eine Moeglichkeit gefunden zu haben, meinem Garten in bares Gold verwandeln zu koennen. Hatte wirklich geglaubt, ich wuerde damit reich werden, muesste nicht mehr in der Erde wuehlen und muehselig meine Kartoffeln ernten, muesste mich nicht mehr mit Schnecken, Wuehlmaeusen, Pilzerkrankungen und sonstigem Unbill herumschlagen. Ich hatte geglaubt, ich muesste mich jetzt nur noch in den Schaukelstuhl setzen und mir morgens, mittags und abends eine Pizza kommen lassen und muesse nicht mehr bis tief in die Nacht Wirsing einkochen. Ich hatte geglaubt, ich koenne vom Schaukelstuhl aus beobachten, wie andere sich dieser Tortur unterziehen, weil sie glauben, ihrer Familie etwas Gutes zu tun. 🙂
Pustekuchen
Denn die Einladung zu einem Besuch in einem solch „profitablen“ Garten hoerte sich wirklich toll an. Den eigenen Garten in kleine Parzellen aufzuteilen und diese dann an „naturhungrige“ Stadtmenschen zu verpachten. So machen es naemlich Linda und Gabriel in Berlin. Deren Garten ist nicht mal so gross wie der meinige, es wurschteln aber 20 Paechter auf ihren angemieteten Parzellen im Garten herum. Der eine mehr, der andere weniger. Die beiden kuemmern sich nur noch um die Administration. Sie besorgen Saatgut und Jungpflanzen, sie stellen Gartengeraete zur Verfuegung, geben Ratschlaege und freuen sich, wenn die Paechter ihren Spass an der Sache haben. Nur, eine goldene Nase verdienen sie damit nicht. Dabei gehen die beiden mit solch einer Freude, mit solch einem Elan an die Sache heran. Die Welt ist ungerecht. 🙂
Nein, Spass beiseite
Heute wieder eine meiner Reportagen aus Deutschlands Gaerten. Dieses mal besuche ich eine junge Familie in Berlin, die eben genau solch ein Projekt betreibt. Sie haben ein Stueck Land gefunden, knapp 2000 m2, haben dann mit etwas Muehe den Stadtvaetern erklaert, was sie dort umsetzten wollen, haben auch die Erlaubnis bekommen und vermieten nun kleine, 45 m2 grosse Parzellen in ihrem Garten an Stadtmenschen und andere Garteninteressierte, die selbst keinen eigenen Garten besitzen. (Wie koennen die nur ueberleben? 🙂 Die Stadtmenschen meine ich ).
Eine tolle Sache. 45m2 ist eine Groesse, die auch eine vielbeschaeftigte Familie in der heutigen Zeit noch locker bewirtschaften kann. Sonntags mal einen kurzen Abstecher in den Garten, die Kinder plantschen im Pool und die Eltern zupfen Unkraut oder ernten Zwiebeln. Immer noch besser, als ins KDW zu fahren und dort in die Feinkostabteilung abzutauchen. (Obwohl, die Abteilung hat auch ihren Reiz 🙂 )
Ein dickes Lob an die beiden
Nicht jeder hat eben, vor allem in Grossstaedten, einen eigenen Garten. Ich kann mir gut vorstellen wie stark der Wunsch nach einem eigenen kleinen Stueck Nutzgarten werden kann, wohnt man in irgendeinem Hochhausblock in Marzahn, oder ueber eine Szenekneipe in Kreuzberg. Ein dickes Lob an die beiden, die mit ihrem Projekt dazu beitragen, dass der Gedanke an eine, wenn auch kleine, Selbstversorgung auch fuer jene wahr werden kann, die nicht vom eigenen Gartenglueck gesegnet sind. Jede Kohlrabi, jede Kartoffel, jede Zwiebel, die nicht in LKWs durch Europa gefahren wird, jeder Brokkoli und jede Karotte, die nicht in Folie eingeschweisst im Laden auf einen Kaeufer wartet, ist ein Gewinn fuer uns alle. Jeder Mensch in diesem Lande, der sich wieder mit der Materie „Nutzgarten“ auseinandersetzt, ist einer weniger, der sich von der industriellen Landwirtschaft, und wenn es auch nur ein kleines Stueckchen ist, verabschiedet. Ein Gedanke, der mehr Zulauf verdient hat.
Wer stellt den Hektar Land zur Verfuegung?
Wobei wir bei einem Anliegen meinerseits waeren. Die beiden wuerden Ihr Projekt gerne noch ausweiten. Nur, die Kapazitaeten sind auf 2000 m2 schnell erschoepft. Sie suchen naemlich noch nach einem groesseren Stueck Land, moeglichst nahe an der Berliner City. Darauf wuerden die beiden ihr Mietgartenprojekt noch erheblich ausweiten um noch mehr Menschen die Moeglichkeit zu geben, einen Schritt zurueck zur Natur, ein Stueck in Richtung Selbstversorgung und weg von der Einheitsware aus dem Supermarkt zu gehen. Haben Sie nicht ein Stueck Land, welches sie nicht benoetigen? Einen Hektar oder zwei. Die beiden sind dankbare Abnehmer.
Nehmen Sie mit den beiden auf ihrer Internetseite Kontakt auf:
http://www.gartendersaison.com
Und jetzt wuensche ich viel Spass bei meiner heutigen Gartenreportage. Ach so, ich glaube nicht, dass ich hier im Dorf auch nur eine einzige Parzelle vermieten koennte. Die haben alle selbst einen Garten. Dann muss ich wohl weiter in der Erde buddeln.
Uebrigens, weitere Gartenreportagen von mir sind:
Die Gartenoase Koeln Frechen
Das Projekt 2000m2
Kartoffeln pflanzen wie zu Grossvaters Zeiten
Ein Garten im Westerwald