Pfluegen mit dem Holder, oder warum Sie das in Ihrem Leben gemacht haben muessen. (Video)

Haben Sie so eine Maschine schon mal in den Haenden gehalten, so einen dieser alten gruenen Einachser? Wenn nicht, dann haben Sie etwas in ihrem Leben verpasst. Fast 500 Kilo „Lebendgewicht“ sind schon eine Hausnummer, die es zu baendigen gilt. Es ist naemlich nicht die Motorleistung, die diese Maschine so herausragend macht. Die ist nicht groesser, als bei meinem Einachser Marke Bertolini. Es ist das schiere Gewicht der Maschine, die es zu baendigen gilt. Vor allem dann, wenn sie schon ein paar Jaehrchen auf dem Buckel hat, wie ich. 🙂 Ihr Gewicht ist aber auch der riesengrosse Vorteil. Was nuetzen 13 PS, wenn der Einachser so leicht ist, dass er beim Pfluegen mit den Raedern durchdreht? Da kann der noch so viel Leistung haben, wenn diese nicht auf den Boden gebracht wird, ist jedes PS verschwendet.

Auf der anderen Seite waere dieses enorme Gewicht fuer mich schon ein Grund, mir keinen zuzulegen. Fuer alle gaengigen Arbeiten in meinem Garten reicht mir der Bertolini naemlich vollkommen aus. Es ginge sogar noch eine Nummer kleiner. Ob es nun Mist oder Kompost fahren ist, ob es nun Strohballen beim Nachbarn kaufen fahren ist, ob es die Kinder von der Schule abholen ist, fuer solche Aufgaben ist meine Maschine vollkommen ausreichend. Da wollte ich gar kein zusaetzliches Gewicht haben. Aber wenn es ums Pfluegen geht, da komme ich mit dem Bertolini an meine Grenzen.

Die Flocken muss man erst einmal haben

Darueber habe ich vor einiger Zeit einen Bericht und einen Film gemacht. Da ging es um meine eher klaeglichen Versuche, meinen schweren Boden zu pfluegen. Habe mich da mehr schlecht als recht durchgewuehlt. Das Gelbe vom Ei war es allerdings nicht. Das lag an der Kombination der Geraetschaften, mit denen ich arbeiten musste. Der Pflug zu klein und damit nicht wirklich passend, und mit den nicht mal 200 Kilo ist die Maschine viel zu leicht, um die Kraft auf die Erde zu bringen. Ja ja, Sie brauchen mich gar nicht darauf hinzuweisen. Ich haette mir einen passenden Pflugsatz kaufen koennen. Ich kann Ihnen gerne meine Kontonummer mitteilen, Spenden nehme ich immer gerne an. 🙂

Ich haette zufrieden sein koennen….

Mit dem, was ich da zustande gebracht habe,  haette ich zufrieden sein koennen (war ja in den vergangenen Jahren auch nicht anders) und waere es wohl auch gewesen, wenn nicht in der Nachbarschaft jemand wohnen wuerde, der einen Holder besitzt. So einen dieser alten Ungetueme aus laengst vergangenen Zeiten. Ich habe mal gehoert, die waren gedacht als Zwischending zwischen Pferd und Traktor. Wenn der die Maschine anwirft, dann hoert man das schon drei Haeuserblocks weiter. Nix mit Seilzugstarter, nix mit Choke und all diesem modernen Kram. Zuendplaettchen, Kurbel und dann los. Ich kann Ihnen sagen, das ist schon ein Schauspiel fuer sich. Muss ich mal irgendwann einen Film drueber machen.

Doppelt so schwer, doppelt so tief

Jedenfalls, wenn schon jemand in der Nachbarschaft wohnt, der so eine Maschine besitzt, warum nicht nachfragen, ob der meinen Garten nicht schnell mal bearbeiten kann? Das war mir auch ein paar Kisten Bier und einen Kanister Diesel wert. Kein Vergleich zu meinem Bertolini. Ich wuerde mal schaetzen, die Pflugtiefe lag fast doppelt so tief, wie bei meinen Versuchen. Das war nicht einmal schlecht. Vor allem auf dem Stueck, dass ich mit Hilfe von Stroh und Kartoffeln urbar gemacht habe. Dieses ist naemlich noch nie so wirklich tief gelockert worden. Die obersten 15, vielleich 18 Zentimeter ok, aber darunter immer noch ziemlich harter und verfestigter Boden. Da kam es gerade recht, dass wir mit dem Holder in ganz andere Tiefen vorgestossen sind.

Hat mich auch nicht gestoert, dass damit ziemlich harte und vor allem recht tote Erde nach oben befoerdert worden ist. Aus einer Wiese Gartenland zu machen, braucht seine Zeit. Da gehoert viel Kompost dazu, da gehoeren Gruenduengungen dazu, aber auch eine Tiefenlockerung, um erst einmal die Grundvoraussetzungen zu schaffen. Kompost und Gruenduengungen gehoeren bei mir zum Standardprogramm. Mit einer Tiefenlockerung konnte ich bisher allerdings nicht dienen.

Nix fuer gehobene Altersgruppen

Ich waere aber nicht ich, wenn ich nicht selbst haette Hand anlegen wollen. Und das in meinem gehobenen Alter. 🙂 Die schwerste koerperliche Betaetigung, derer ich so in meinem normalen Leben ausgesetzt bin ist, mit den Kindern Fussball zu spielen. Und schon dabei spielen sie mich in Grund und Boden. Ich liege nach 10 Minuten keuchend an der Eckfahne, waehrend die beiden noch nicht einmal warmgelaufen sind. Fuer so einen wie mich ist so ein Holder schon ein ganz schoen schweres Geschuetz. Nicht mal so sehr das Pfluegen an sich. Das macht die Maschine mehr oder weniger von alleine. Viel mehr das Wenden, das Rangieren und auch das Gegensteuern, wenn die Furche mal wieder nach einer Reihe meinerseits vollkommen aus dem Lot geraten ist. Verglichen mit dem Holder ist mein Bertolini geradezu federleicht.

Die Quittung habe ich dann am naechsten Tag im Ruecken gespuert. Muss mir wohl so was wie eine Zerrung zugezogen haben, mit der ich noch tagelang zu kaempfen hatte. So ungeuebt und untrainiert, wie ich da an die Sache heran gegangen bin. Ja ja, ich werde nicht juenger. Solche Arbeiten sollte man jungen Leuten ueberlassen. 🙂

Gut, jetzt aber genug geschrieben. Schauen Sie sich meinen Film an. Ein Film, der fuer Fans alter Landmaschinen meiner Meinung nach ein Highlight sein wird. Pfluegen mit dem Holder, mit Blickwinkeln, mit Einstellungen, die Sie sonst nirgendwo zu sehen bekommen. Freuen Sie sich auf mehr als 10 Minuten strahlenden Sonnenschein, freuen Sie sich auf ein Gartenerlebnis der ganz besonderen Art!

Viel Spass