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Riesenkirschen mit Klebstoff, oder helfen Gelbtafeln gegen Kirschfruchtfliegen?

Was waere die Hobbygaertnerwelt ohne meinen Forschergeist? Was waere die Hobbygaertnerwelt ohne meinen eisernen Willen, den Dingen auf den Grund zu gehen, nichts als gottgegeben hinzunehmen, alles zu hinterfragen und selbst zu ueberpruefen. Die Welt der Hobbygaertner waere verloren, hoffnungslos. 🙂

Frueher haben mich die Maden nicht gestoert, oder gab es keine?

Da sind wir doch seit letztem Jahr, nach unserem Umzug ins neue Heim, stolzer Besitzer eines recht grossen Suesskirschenbaumes. Was haben wir uns im vergangenen Jahr auf leckere Kirschen gefreut. Ich kann mich noch gut an meine Kindheit erinnern, als wir bei einem meiner Onkel immer im Kirschbaum sassen und Kirschen assen. Genau dieses Gefuehl wollte ich wieder haben, mich in meine Kindheit zurueckversetzen und mal wieder fuer kurze Zeit der sein, der ich einmal war. Ich habe dabei die Rechnung ohne ein paar Dutzend Jahrzehnte gemacht, die mich gepraegt haben. Denn, als die Kirschen reif waren, mussten wir leider schnell feststellen, dass da nicht viel zu holen war. Kaum eine, ich wuerde sogar sagen, keine einzige Kirsche, die nicht von einer dieser netten Kirschfruchtfliegen Besuch hatte, die eine dieser unheimlich netten kleinen weissen Maden hinterlassen haette. Als Kind hat mich das nicht gestoert. Ich habe es vielleicht auch nicht gewusst, oder meine Eltern haben es mir nicht gesagt. Jedenfalls kann ich mich an keine einzige Made in einer Kirsche erinnern. Heute, viele Jahrzehnte spaeter, fiele es mir im Traum nicht ein, auch nur eine einzige Kirsche anzuruehren, bei der ich nicht hundertprozentig sicher bin, dass sie keine Made enthaelt, sei sie auch noch so klein.  So hat sich mein „Kirsch-Kindheitstraum“ leider in Luft aufgeloest.

Die Versuchsanordnung

In diesem Jahr wollte ich es besser machen. Die Industrie bietet doch fuer so gut wie jeden Gartenbewohner, der da nichts verloren hat, irgendein Mittelchen an, mit dem man so gut wie jedem Schaedling das Leben schwer machen kann. So auch fuer Kirschfruchtfliegen.

Von der Firma Neudorff gibt es Gelbtafeln speziell gegen Kirschfruchtfliegen. Ueber diese habe ich schon in meinem Artikel „Riesenkirschen mit Klebstoff“ berichtet. In Ermangelung anderer Alternativen, habe ich mich fuer diese Gelbtafeln entschieden und sie im Fruehjahr, als die Kirschen begannen sich gelb zu faerben, schoen verteilt nach Anleitung in den Baum gehaengt.

gelbtafeln-zur-kirschfruchtfliegenbekaempfung
Fliegen gefangen habe ich ziemlich viele. Nur, ob es die richtigen waren, konnte ich nicht heraufinden.

Der erste Eindruck

Da konnte doch eigentlich nichts mehr schief gehen. Das Prinzip war klar, die grossen gelben Tafeln sollen den Fliegen Riesenkirschen vorgaukeln, die sie dann anfliegen und kleben bleiben. Und ganz offensichtlich, kleben geblieben sind eine stattliche Zahl Insekten. Nur, ob das die erwarteten Kirschfruchtfliegen waren, konnte ich bis zum Schluss nicht entschluesseln. Denn, so wie die Kirschfruchtfliegen auf der Neudorff Verpackung aussahen, konnte ich keine finden. Aber das sollte ja nichts heissen.

fliegen-auf-gelbtafel
Eingentlich sehen Kirschfruchtfliegen doch sehr markant aus. Ich erkenne hier aber keine einzige.

Zuerst schien auch, als ob diese Gelbtafeln erfolgreich waeren. Wir konnten lange Zeit keine einzige Kirsche mit Made finden. Selbst als unsere Kirschen vollreif waren, fanden wir nur ganz wenige mit Maden. Das versprach doch schon mal einen Erfolg. Mein Forschergeist hat aber an dieser Stelle nicht Halt gemacht. Ich wollte es genau wissen. Haette ja sein koennen, dass die Maden in den Kirschen, die wir fuer nicht befallen hielten, nur noch sehr klein und damit nicht zu erkennen waren. So habe ich den Rest der Kirschen, den wir nicht verbrauchen konnten, im Baum haengen gelassen bis sie wirklich reif, ja schon fast ueberreif waren. Dann habe ich mir aus verschiedenen Bereichen des Baumes, aus sonnigen Partien sowohl als auch aus schattigen Berichen, aus Bereichen nahe der Gelbtafeln als auch aus Aesten weit weg jeder Gelbtafel genau 20 Kirschen gepflueckt und diese einmal genauer untersucht.

Das Ergebnis meiner sagenhaften Forschungen

Das Ergebnis war eindeutig. Von den 20 Kirschen, 10 aus schattigen Bereichen, die anderen 10 von der Sonnenseite, waren genau die Haelfte von Kirschfruchtfliegenmaden befallen. Dabei spielte es keine Rolle, von welcher Seite des Baumes die Kirschen stammten. Sowohl von denen im hinteren Bereich, wo natuerlich auch keine Gelbtafel hing, als auch von denen der Sonnenseite waren genau 5, also die Haelfte befallen. Bei den jeweils anderen 5 konnte ich keinen Befall feststellen. Nicht einmal ansatzweise. So gehe ich davon aus, diese Kirschen enthielten keine Maden.

Was sagen meine Kirsch-Forschungen aber nun ueber die Wirksamkeit von Gelbtafeln zur Kirschfruchtfliegenbekaemfpung aus? Wie auf der Packung zu lesen ist, sollten die Gelbtafeln auf der Sonnenseite in die Aeste gehaengt werden. Die Fliegen wuerden zuerst die sonnenseitig haengenden Kirschen anfliegen (haengt das vielleicht damit zusammen, dass diese sich ja auch zuerst verfaerben? 🙂 ).  Da aber beide Seiten des Baumes gleich stark (oder schwach, wie man es eben sieht) befallen waren, wuerde ich mal sagen, der Erfolg war nicht wie erwuenscht. Sicher, auf der Packung steht auch geschrieben, dass die Tafeln keinen hundertprozentigen Schutz bieten. Ich haette aber wenigstens angenommen, die Gelbtafeln wuerden den Befall auf der Sonnenseite doch erheblich druecken. Aber selbst die Kirschen, die in unmittelbarer Naehe zu einer Gelbtafel hingen, waren nur zum Teil frei von Maden.

nutzen-gelbtafeln-zur-kirschfruchtfliegenbekaempfungFuenf befallene und fuenf nicht befallene Kirschen auf jeder Baumseite. Also, kein Unterschied zwischen der Seite mit Gelbafel und der ohne.

Jetzt koennte man natuerlich sagen, ich haette doch mit 50 Prozent madenfreien Kirschen ein gutes Ergebnis erzielt. Jedenfalls im Vergleich zum Vorjahr. Da war meiner Ansicht nach keine einzige Kirsche madenfrei. Ob das aber an den Gelbtafeln lag oder am Witterungsverlauf, kann ich nicht sagen. Mir ist naemlich aufgefallen, dass die Maden in diesem Jahr im Schnitt doch kleiner gewesen sind als im Vorjahr. Oder aber, die Kirschen waren frueher reif.

Fazit:

Auch mit Gelbtafeln zur Kirschfruchtfliegenbekaempfung erzielt man keinen hundertprozentigen Schutz. Jedenfalls nicht mit den sieben Tafeln, die in einer Packung stecken. Fuer ganz „sensible“ Menschen wie mich, die bei jeder Made schon eine Gaensehaut bekommen, ist mit diesen Gelbtafeln das Gewissen nicht zu beruhigen. Jede Kirsche, die ich gegessen habe, war wirklich reif. Ich habe sie nahezu seziert, bis ich mich endlich entschlossen habe, sie zu verzehren, selbst das noch mit einem gewissen Ungemach.

Ausblick auf meine weiteren Forschungen 🙂

War ich doch letztens auf einem Pflanzenmarkt hier in der Gegend. Vertreten dort war auch ein Stand des Nabu, der fuer Streuobstwiesen und alte Apfelsorten warb. Mit dem Herren am Stand habe ich mich ein wenig ueber die Kirsch-Problematik unterhalten. Der meinte, diese Gelbtafeln waeren eigentlich nur dazu gedacht, im Erwerbsanbau die Schadschwelle zu ermitteln, wuerden aber ganz sicher nicht zur eigentlichen Bekaempfung eingesetzt. Er gab mir aber einen Hinweis, womit ich einen besseren Erfolg erzielen koenne. Wenn ich Huehner haette, solle ich sie doch unter dem Baum herumscharren lassen. Gegen Huehner habe keine Fruchtfliegenpuppe in der Erde auch nur die geringste Chance. Ich sehe, im naechsten Jahr muss ich mir doch etwas ueberlegen, wie ich die Huehner unter den Baum bekomme, ohne dass sie mir den Rest des Gartens inklusive des Folientunnels in Stuecke reissen. Damit sind weitere Forschungsarbeiten schon mal gesichert.

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3 Antworten

  1. Jup kenne ich auch so mit den Hühnern..nur kommt doch dann wieder kein Ballon der Dich abholt *zwinker*..will ich nächstes Jahr auch versuchen, Problem ist wirklich das ich nicht weiß ob man die Hühnchen die ganze Zeit drunter scharren lassen muss..oder ob ein Obstbaumurlaubsausflug für diese Madenvernichtung reichen würde..

    Liebe Grüße
    Conny

    1. Hallo Conny

      Ich denke mal, es reicht nicht, nur im Fruehjahr die Huehner freizulassen. Das sollte dann auch so sein, wenn die ueberzaehligen Kirschen abfallen. Dann koennen die sofort die Maden aus den Kirschen picken. Unsere Huehner jedenfalls sind immer ueber die Kirschen hergefallen als gaebe es nichts mehr zu fressen.

      Gruss RR

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