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Ueber unseren streitsuechtigen Hahn.

Wir geben uns ja alle Muehe, uns von Stadtmenschen in Landmenschen zu verwandeln. Aber so ganz gelingt uns das noch nicht. Es sind die Huehner, die uns im Moment ein wenig Sorgen machen. Und da vor allen Dingen der Hahn. War ja zu Anfang ganz friedlich. Mittlerweile aber hat er erkannt, wo sein Territorium ist und das meint er, auch verteidigen zu muessen. Da hilft kein noch so leckerer Weizen oder eine Hand noch so lebendiger Regenwuermer als Sonderfuetterung, da hilft kein gutes Zureden und auch kein „tief in die Augen sehen“. Irgendwie mag uns das Kerlchen nicht. Und es ist auch voellig egal, wer sein Territorium betritt. Sei es Frau, Mann oder Kind, sei es Alt oder Jung, der Bursche mag uns einfach nicht. Und dabei fuehren wir doch ueberhaupt nichts Schlimmes im Schilde.

Wenn wir das Huehnergehege betreten haben wir immer eine kleine Harke in der Hand. Man kann ja nie wissen. Oft gelingt es uns, unsere Arbeit zu verrichten indem wir einen grossen Bogen um den Hahn machen. Manchesmal gelingt es aber auch nicht. Dann kommt das Kerlchen wie von der Tarantel gestochen angelaufen, die Fluegel weit von sich gestreckt und die Nackenhaare, äh Federn gestraeubt. Dann heisst es nur noch, die kleine Harke zwischen sich und dem Hahn zu halten und ihm keine Moeglichkeit dazu zu geben, drunter hinwegzuschluepfen oder aber an der Seite vorbeizukommen. Oder aber zu fluechten. Wir geben ihm noch einige Wochen Zeit. Sollte er sich allerdings entschliessen, uns weiterhin als seine Erzfeinde zu betrachten, dann muessen wir wohl eine deftige Huehnersuppe zubereiten. (Wobei ich keine Ahnung davon habe, wie ich den Kerl denn einfangen sollte und schon gar nicht wie in den Kochtopf bekommen. Kommt Zeit kommt Rat.)

Dieser Tage allerdings hatte ich ein wirkliches Problem. Die Eier aus den Nestern zu holen ist im allgemeinen die Aufgabe unseres Grossen. Die erledigt er auch mit Begeisterung. Dazu wartet er, bis alle Huehner aus dem Stall sind, um dann ein Brett von innen vor die Huehenerklappe zu stellen, damit auch kein Huhn hinein kommt. Die Eier werden aus den Nestern geholt und zur Seite gelegt. Das hat der Hahn dann allerdings schon laengst mitbekommen und wartet schon vor der Huehnerklappe darauf nachzusehen was da wohl wieder geschehen ist. Um also wieder aus dem Stall zu kommen, schnappt er sich das Brett, springt schnell aus dem Stall und schliesst so schnell es geht die Stalltuer. Und es ist schon oft passiert, dass der Hahn, wuetend wie er war, gegen den Kaninchendraht gesprungen ist. Man muss eben schneller sein als er. Diese Tage hat unser Grosser aber vergessen, das Brett vor der Klappe wegzunehmen, und als ich bei Einbruch der Nacht von der Wiese ins Haus ging, fiel mir auf, dass alle Huehner draussen im Holzschuppen auf einem Zaun sassen. Da konnte was nicht stimmen. Und wie vermutet, die Huehnerklappe war noch von innen mit besagtem Brett versperrt. Die armen Tiere konnten gar nicht rein.

huehner-auf-zaun

Wie also jetzt die feindliche Schar von ihrem naechtlichen Ruheplatz in den Stall befoerdern? Die sollen sich gar nicht erst dran gewoehnen, draussen zu naechtigen. Zuerst habe ich versucht, die Huehner mit der Hand vom Zaun zu nehmen. Ich habe keines zu fassen bekommen. Die Fachleute von „Wiesen–f“ haetten da sicher nicht so lange gefackelt. Also habe ich mir unsere Verteidigungsharke genommen und sie versucht, damit vom Zaun zu verscheuchen. Das hat nicht so ganz gefruchtet. Wer es nicht selbst gesehen hat, der wuerde nicht glauben wie wenig Platz 8 Huehner benoetigen, wenn sie uebereinander sitzen. Dann habe ich mir ueberlegt, es wie bei den Wellensittichen zu machen. (Wir hatten mal einen als ich noch klein war). Einfach die Harke vor die Brust gehalten und dagegengedrueckt. Und das half dann. Den Huehnern blieb nichts anderes uebrig als drauf zu springen und so konnte ich sie fluegelschlagend auf den Boden verfrachten, wo ich sie dann mit Muehe ueberreden konnte, sich doch bitte in den Stall zu begeben und dort ihr Lager aufzuschlagen. Mit den Huehnern ging das ja noch. Der Hahn allerdings hat die Sache etwas anders gesehen. Der ist von alleine heruntergeflattert und hat mich wieder schief von der Seite angesehen, bevor er meinte, mir wieder einmal zeigen zu muessen, wer der Herr der Huehner ist. Und ich sage noch zu ihm, „du ziehst den Kuerzeren“. Keinerlei Einsicht. Minutenlang habe ich mit dem Hahn gekaempft. Immer wenn ich mich umgedreht habe, kam er wieder angeflattert. So ein renitentes Kerlchen. Ich war heilfroh, als ich endlich die Klappe hinter all dem Federvieh schliessen konnte.

Sicher, Leute die mit Huehnern gross geworden sind, kennen sich auch damit aus. Fuer uns sind es immer noch „wilde Tiere,“ und wir werden noch eine ganze Zeit lang brauchen, bis wir den richtigen Umgang mit dieser Schar gefunden haben.

Wie auch immer, sechs oder sieben Eier am Tag sind die Regel. Wir schwimmen in Eiern. Dafuer kann man schon mal einen Abend mit einem Hahnenkampf verbringen.

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3 Antworten

  1. Und ich dachte Hahnenkämpfe sind in Deutschland verboten.
    Für eure Kinder ist so ein kampfbereiter Haremswächter wahrscheinlich alles andere als lustig. An eurer Stelle würde ich ihn mit der Bratpfanne erschlagen und anschließend in dieser braten.
    Mein Vater hatte auch mal so einen Hahn, ich fürchtete mich immer sehr, wenn ich Eier aus dem Stall holen sollte. Um alle zufrieden zu stellen wurde er dann durch einen Zwerghahn ersetzt. Die Hühner habens nicht gemerkt und ich brauchte mich vor dem kleinen Wicht nicht fürchten.

    1. Hallo Anette

      Obwohl, ich habe im Huehnerforum und anderso schon mal gelesen, dass auch kleine Haehne ziemlich unangenehm werden koennen. Entweder man hat Glueck, ode eben nicht. Unser bekommt noch eine Schonfrist. Wenn es schlimmer wird geht er den weg eines jeden Huhnes.

      Zum Glueck muessen wir nicht unbedingt in den Huehnerstall. Die haben ja ein grosses Gehege wo sie sich austoben koennen. Wir muessen eben nur auf den richtigen Moment warten.

      Gruss RR

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