Wer jetzt glaubt, die Arbeit an meiner Roggenernte waere mit dem Dreschen zuende gewesen, der irrt gewaltig. Dreschen ist die eine Seite der Medaille, die Spreu vom Getreide zu trennen die andere. Staub, halb zerschlagene Aehren, Dreck, Erde und allerhand Insekten mussten noch aus dem Roggen entfernt werden, um daraus hoffentlich irgendwann ein Brot backen zu koennen. Noch einmal ein gutes Stueck Arbeit.
Wie trennt man die Spreu vom Weizen.
Ich haette wohl auch auf einen windigen Herbsttag warten koennen, mich in den Garten stellen und den Roggen in den Wind werfen koennen. Haette wohl funktioniert. Ich wollte mir die Sache allerdings etwas einfacher machen und habe es mit meiner selbstgebauten „Windmaschine“ versucht. Und ich muss sagen, das ging auch ganz gut. Auf dem Boden eine grosse Plastikplane ausgebreitet, das Geblaese der Windmaschine angeschaltet und dann nur noch mit einem Becher den Roggen oben auf die Rutsche gegeben. Der erste Durchgang war ziemlich muehevoll. Durch all das, was nicht hineingehoert, musste ich die Koerner alle von Hand die Rutsche hinunterbefoerdern. Das hat was von gestaubt. Ich habe ausgesehen, als haette ich mich im Dreck gesuhlt.
Der erste Durchgang an meiner Windmaschine war recht muehsam. Wegen der Verunreinigungen rutschten die Koerner nicht von alleine. Bei 30 Kilo geht das aber noch.
Sauber war es damit natuerlich noch nicht. Immer noch viel zu viele Fremdstoffe im Roggen. Beim zweiten Durchgang ging es allerdings wesentlich leichter. Ich habe die Maschine leicht schraeg gestellt, worauf der Roggen ganz von alleine die Rutsche hinunterlief und vor das Geblaese fiel. Ich musste nur noch nachfuellen. Aber auch der zweite Durchgang hat nicht gereicht. Noch ein dritter Durchgang war noetig, um alle Fremdstoffe, die leichter als der Roggen selbst waren zu entfernen. Das aber ziemlich zuverlaessig. Keine Halme, keine Spreu, nichts mehr drin. Reine Koerner.
Was sich auf diese Weise allerdings nicht entfernen laesst sind Erdkluempchen und kleine Steine. Die sind ins Getreide geraten, weil ich manche der Halme versehentlich aus der Erde gerissen und mit ausgedroschen habe. Die an den Wurzeln haengengebliebene Erde macht mir jetzt das Leben schwer. Das war ein grosser Fehler. Jetzt stehe ich da mit einer ganzen Wanne voller Roggen, in dem noch Steinchen und Erdkluempchen liegen. Diese werden sich wohl nur in Handarbeit auslesen lassen.
Meine Konstruktion hat sich sehr gut bewaehrt. Der Anteil Koerner, die vom Wind ebenfalls ausgeblasen wurde, war verschwindend gering.
Das ganze war zwar ziemlich viel Aufwand. Muss ich zugeben. Aber wenn ich mir die Wanne so ansehe, dann bin ich wirklich Stolz darauf. Alles in allem duerfte ich wohl etwas mehr als 30 Kilogramm Roggen geerntet haben. Auf 50 Quadratmetern. Damit bin ich voll zufrieden. Waere mir nicht ein Teil der Ernte durch Schimmel verdorben, es waeren bestimmt noch einmal 10 Kilogramm mehr gewesen. Also insgesamt 40 Kilo. Das halte ich fuer eine gute Ernte, in Anbetracht der Voraussetzungen, unter denen ich meinen Roggen angebaut habe. Im Winter noch Wiese, im Fruehjahr schon Roggenfeld. Dazu kommt noch, dass der Wind die Halme umgedrueckt hat, ich alles in Handarbeit erledigt habe, ohne Erfahrungen im Getreideanbau, ohne Duengemittel (von ein paar Hand voll Hornspaenen einmal abgesehen), ohne Pestizide und Fungizide, ich denke mal, das Ergebnis kann sich sehen lassen.
Wenn man genauer hinsieht, findet man allerhand verunstaltete Koerner. Diese hier waren angefressen, von wem auch immer.
Wo Licht ist, da ist bestimmt auch Schatten.
Es gibt aber auch einige Dinge, die mich etwas ins Gruebeln bringen. Ich habe jetzt eine Wanne mit 30 Kilogramm Roggen, dessen Restfeuchte ich nicht feststellen kann. Beim Bauern ein paar Haeuser weiter habe ich gefragt, der kann es aber auch nicht selbst testen. Neben dem Hinweis, mich mal an den Betreiber des oertlichen Getreidesilos zu wenden, gab er mir noch einen weiteren wertvollen Tipp. Ich braeuchte bloss vier Wochen warten, dann haette ich eine wunderbare Kornkaeferkultur in meiner Wanne. Muss wohl in frueheren Zeiten die Regel gewesen sein, dass das Getreide im Lager verdarb. Das kann ich mir gut vorstellen. Es gibt sicher wieder eine ganze Reihe von Fressfeinden, die geradezu darauf warten, sich meiner muehsam geernteten Koernchen anzunehmen. Sicher gibt es wieder Kornkaefer, Schimmelpilze und was weiss ich noch alles, die mir das Leben schwer machen wollen.
Wie sollte Getreide richtig gelagert werden.
Auf dieser Seite ist recht umfangreich zusammengefasst, welche Voraussetzungen Getreide erfuellen muss und unter welchen Bedingungen es gelagert werden soll, damit es auch geniessbar bleibt. Das kann druchaus bis zu 20 Jahren und mehr sein.
Super, wie soll ich das jetzt wieder anstellen? Ich habe ja einige Kaeferlein in meinem Getreide gefunden. Allerdings sah keiner so aus, wie die Kornkaefer im „Lexikon der Schaedlinge„. Auch diese Seite enthaelt Informationen ueber den Kornkaefer. Leider konnte ich nicht herausfinden, ob mein Getreide eventuell schon befallen ist. Ob Kornkaefer nun ihre Eier schon auf dem Feld in die Koerner legen oder erst wenn es gelagert wird, darueber gibt keine der Seiten Aufschluss. Wie auch immer.
Dieser Findling ist ganz sicher kein Kornkaefer, an der metallisch blauen Farbe gut zu erkennen.
So trocken wie moeglich! Welche Moeglichkeiten habe ich, meine Ernte zu trocknen? Da faellt mir nur das Ausbreiten in der Sonne ein. Nur, dadurch wird es warm und Sonnenlicht soll es ja nicht abbekommen.
Sauerstoff und CO2 freie Atmosphaere! Kaum machbar. Mir jetzt extra noch eine Flasche Stickstoff zu besorgen, nur um meine paar Kilo Roggen unter Schutzgas zu lagern scheint mir doch ein wenig aufwendig.
So kuehl wie moeglich! Klar geht das. Aber noch nicht jetzt. Im Winter kann ich einen kalten Keller bieten, im Moment ist es dort unten aber alles andere als kalt.
Die einzige Lagermoeglichkeit, die ich vielleicht noch bieten koennte, waere ein luft- und wasserdichtes Behaeltnis. Dazu muesste ich aber erst einmal die Feuchtigkeit auf ein Minimum reduzieren.
Etwas mehr als 30 Kilo feinster Roggen war die Ausbeute. Ich bin damit zufrieden. Selbst mit einfachsten Mitteln ist es moeglich, sein eigenes Getreide anzubauen. Hier ist der Beweis.
Wie lagern denn die Profis Getreide.
Ich habe heute dem oertlichen Getreidelager einen kurzen Besuch abgestattet. Wollte doch mal wissen, wie die Profis das machen. Dort wird das Getreide in Silos geblasen, durch die kalte Luft stroemt. Das reicht aus, um das Getreide lagerfaehig und in der Regel auch schaedlingsfrei zu halten. Die Moeglichkeit habe ich natuerlich nicht. Was die aber machen koennen, ist eine Feuchtemessung. Das sollte ich mir mal ueberlegen. Auch wenn die sich krumm lachen, wenn ich erzaehle, dass es sich nur um 30 Kilo geht. Die haben mir aber noch einen anderen Test empfohlen, bei dem das Getreide auf „Kleber“ untersucht wird. Dieser Test soll zeigen, ob mein Getreide ueberhaupt zum Brotbacken geeignet ist. Liegt der Kleberwert naemlich zu niedrig, dann ist daraus auch mit viel Muehe kein vernuenftiges Brot zu backen. Jedenfalls habe ich das so verstanden. Ich muss mich unbedingt mal schlau machen.
Und selbst wenn kein einziger Kleber drin steckt, mir wird das Brot schon schmecken.
Alles zusammengefasst koennen Sie auch in meinem Video sehen. Viel Spass.
3 Antworten
Hi,
ich lese jetzt seit einigen Monaten mit großem Genuß deinen Blog. Er ist eine echte Bereicherung, weiter so!
Kleiner Tipp zu den Erdklümpchen, Steinen usw.: Versuche mal, durch Klopfen an die Wanne (Erschütterungen) die Fremdkörper dazu zu bewegen, sich nach unten abzusetzen. Könnte klappen.
Wg. dem Kleber würde ich mir nicht zu viele Sorgen machen. 1. funktioniert der reine Kleber (Gluten) bei Roggen eh nicht wg. den Schleimstoffen; das ist der Grund, warum man Roggenbrot nicht mit Hefe sondern nur mit Sauerteig backen kann. Hefe funktioniert nur bei Weizen. 2. bekommst du fürn Klicker und nen Knopp Weizenkleber (Gluten) zu kaufen. Für Brotback-Anfänger (oder Leute, die nur selbstgemahlenes Vollkornmehl verwenden möchten) eine echte Erleichterung. Glaub mir, ich weiß wovon ich rede, nachdem ich fast ein halbes Jahr lang (unfreiwillig) nur Teigoblaten gebacken hatte, war das Zusetzen von Gluten und Lecithin eine Offenbarung. Bisher kann ich ohne diese Zusätze nur mit fertigen Mehlen (meist 550’er) vernünftige Brote backen.
Ich habe meinen Roggen übrigens mit einer Sichel geschnitten (er war aber auch nicht umgefallen und es war wesentlich weniger, als du hattest). Wäre auf jeden Fall eine Alternative zu deiner Schere bei deinem Weizen.
Ich freue mich schon auf deine nächsten Beiträge. Liebe Grüße an deine Familie.
LG
Martin
Hallo KearAmon
Wie gross war denn dein Roggenfeld? Gibt es davon im Netz Bilder? Freut mich, dass dir mein Blog gefaellt. Vielleicht hast du ein ganz einfaches narrensicheres Rezept fuer ein Roggen – Weizen Mischbrot. Ich habe naemlich beide ausgedroschen und beide sind verzehrfertig. Mir fehlt jetzt nur die Erfahrung im Brotbacken.
Gruss RR