Ich bin doch immer wieder erstaunt, was man so alles findet, wenn man ein wenig Zeit hat und sich ziellos durch die unendlichen Weiten der Youtubefestplatten treiben laesst. Da tauchen Dinge auf, die ich schon fast vergessen hatte.
Ich war einmal fuer einige Monate, mir scheint es mehr als eine Ewigkeit her, in Israel und habe dort in einem Kibbuz gearbeitet. Mein Gott ist das lange her. Ich muss schon ziemlich tief im Papierkorb meiner eigenen Festplatte nach Dateien suchen, um mich daran zu erinnern. Ich weiss noch, dass wir immer fuerstlich fruehstueckten. Jeden Morgen Avocado mit Tomaten bis zum Umfallen (klar, die wuchsen dort). Ich kann mich noch an die Zeit in den Bananen erinnern, denn zum Kibbuz gehoerten ziemlich grosse Bananenplantagen. Was haben wir Bananen geerntet. Dort auf dem Kibbuz bin ich sogar mal Traktor gefahren, bis man mich nicht mehr ans Steuer liess, weil ich immer zu schnell war. All die muehselig geernteten Bananen bekamen Druckstellen bei meiner Fahrweise ueber die Feldwege.
Als Belohnung durfte ich dann mit einer Giftspritze zwischen den Bananen Unkraut tot spritzen. Das habe ich einen Tag gemacht und mich dann geweigert, weiter zu machen. Muss wohl schon damals tief in meinem Inneren verankert gewesen sein, meine Finger von der chemischen Keule zu lassen.
Daraufhin kam dann die „Bestrafung“. Zum Kibbuz gehoerte auch eine kleine Manufaktur fuer Saatmaschinen. Ganz simple Dinger aus Blech gestanzt und zusammengebaut. Ich sass ganz alleine in einer kleinen Halle, neben mir palettenweise Bleche, die ich unter speziellen Stanzen und Pressen in die richtige Form bringen sollte. Blech nehmen, unter die Stanze legen, beide Haende weg von der Maschine und mit beiden den Ausloeser betaetigen. Blech entnehmen und von neuem beginnen. Tausende und abertausende Bleche habe ich ganz alleine vor mich hin gestanzt. Das war eine Arbeit. Die muss man gemacht haben, um zu wissen was Monotonie ist.
Ich wusste nur, daraus wurden Saatmaschinen hergestellt. Die sollten vornehmlich nach Afrika gehen. Ich habe mir immer vorgestellt, wie Millionen von afrikanischen Bauern ihren Mais mit von mir gestanzten Saatmaschinen ausbrachten. Mein Beitrag zur Entwicklungshilfe. 🙂
Was mir aber nie so recht klar geworden ist, war, wie sie spaeter funktionieren sollten. In meinem heutigen Film wird genau so ein Geraet gezeigt. Genau so muessen sie ausgesehen haben. Einfache Bleche, keine grossartige Mechanik. Genau richtig fuer den afrikanischen Kontinent. Eigentlich gar keine so schlechte Sache. Ich frage mich, ob „meine“ Saatmaschinen in Afrika noch im Einsatz sind. Koennte gut sein. Ich habe immerhin Tausende davon gestanzt und gebogen. Warum die Frau so begeistert ist, bleibt mir auch unklar. Die tut so, als ob es eine neue Erfindung waere. Dabei habe ich die Dinger schon vor 25 Jahren der ganzen Welt vermacht.
Uebrigens, nach den Saatmaschinen wurde ich befoerdert. Muss mich wohl an den Stanzen sehr bewaehrt haben. Ich durfte dann die Pfosten fuer Telefonzellen fabrizieren. Ich glaube, danach hat es in ganz Israel keine Telefonzelle mehr gegeben, an der nicht meine Fingerabdruecke zu finden gewesen waeren.