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Unser Garten ist Gold wert. Eine Familie versorgt sich selbst. (Buchrezension)

„Ich begann alleine mit der Anlage meines Gemuesegartens unter den spoettischen Blicken der Familie. Ich konnte nicht einmal einen Radieschensamen von einem Salatsamen unterscheiden. Ich goss, als es nicht noetig war und umgekehrt. Doch bedaure ich nichts.“

Es ist, als haette mir Rodolphe Grosleziat, der Autor des Buches „Unser Garten ist Gold wert. Eine Familie versorgt sich selbst“ aus der Seele gesprochen. Und das nicht nur an dieser Stelle des Buches. Mir kam es beim Lesen sehr oft so vor, als wuerde man mir einen Spiegel vor die Nase halten. Parallelen ueber Parallelen. Wie auch ich, hat er ohne grosse Vorkenntnisse mit der Gaertnerei begonnen und kam seitdem nicht mehr davon los.

Es gibt noch mehr Menschen wie mich.

Zugegeben, manchmal habe ich schon den Eindruck, ich waere der einzige Familienvater der ganzen Welt, jedenfalls in der westlichen, der versucht, sich und seine Familie selbst mit Obst und Gemuese aus dem eigenen Garten versorgen zu wollen. Zu abwegig der Gedanke, zu unueberwindlich die Schwierigkeiten, zu fern jeder Realitaet in einer Zeit, in der Videospiele, Technik und Fortschritt (immer noch) die Welt regieren. Wer kommt schon freiwillig auf den Gedanken, dem bequemen Supermarkt-Leben entsagen zu wollen und sich den Schwierigkeiten und Hindernissen der Selbstversorgung zu stellen? Wer kommt schon freiwillig auf den Gedanken, anstatt aus der Fuelle der Angebote im Supermarkt die leckersten Nahrungsmittel auszusuchen und zu schlemmen, sich die Muehe machen zu wollen, eigenes Gemuese anzubauen, saisonal zu geniessen und den Verlockungen der Konsumgesellschaft zu widerstehen, sich also ein Stueck „Autonomie, nicht Autarkie“, wie der Autor mehrfach betont, zu erkaempfen. Jetzt weiss ich es sicher, ich bin nicht der Einzige.

Das ist doch ein Buch fuer mich, geradezu fuer mich gemacht. Mit dieser Materie kenne ich mich ein wenig aus, dazu kann ich etwas sagen. So moechte ich heute meinen kleinen Tupfer Senf dazugeben.

Wie wird man Selbstversorger?

Die Beweggruende, moeglichst viel unserer Ernaehrung selbst zu erzeugen, waren bei Rodolphe und mir aehnlich. Mit den Kindern kam der Wunsch zu einem oekologischeren Leben und damit der Einstieg in ein „Abenteuer“ mit ungewissem Ausgang. Sich aus dem eignen Garten zu versorgen war vor nicht allzu langer Zeit noch Gang und Gaebe. Eine Generation aber hat gereicht das Wissen, wie man es macht, fast verschwinden zu lassen.

Ich gehoere leider zu dieser Generation. Als ich mit dem Gaertnern anfing, beschraenkte sich mein Gaertnerwissen darauf, gehoert zu haben, dass Tomaten nicht auf Baeumen wachsen, Kartoffeln in der Erde „leben“ und Kuerbisse ziemlich gross werden koennen.

Aber, kein Weg ist zu weit, um nicht den Rueckweg antreten zu koennen. Rodolphe schreibt „Unsere Kinder werden sich wohl erst in ferner Zukunft des wunderbaren Raumes bewusst sein, den wir ihnen bieten.“ Wie oft habe ich schon darueber nachgedacht. Meine Kinder koennen, nach anfaenglicher Begeisterung, mit meinem Garten und den darin zu verrichtenden Taetigkeiten nicht viel anfangen. Trotzdem bin ich der festen Ueberzeugung, wie auch der Autor des Buches, bei ihnen ein Samenkorn auszusaeen, dessen reiche Ernte ich selbst nicht mehr erleben werde. Dieses Wissen beruhigt. Er hat jedenfalls den Dreh raus, wie man seine Kinder fuer den Garten begeistert.

Ein Buch, das genau den Trend trifft.

Rodolphes Buch liegt im Trend. Immer mehr Menschen wuenschen sich ein lebenswerteres Leben, eines im Einklang mit der Natur, mit gesunden Nahrungsmitteln gewachsen auf einem eigenen kleinen Fleckchen Erde, ohne den Einsatz von Pesti- und Fungiziden, ohne die Verwendung von ressourcenverbrauchenden Duengemitteln und unter Ausschluss langer Transportwege. Immer mehr Menschen sind des ewigen „Mehr’s“ ueberdruessig und legen darauf wert, auch unseren Kindern noch eine Welt zu hinterlassen, in der es wert ist, darin zu leben. „Global denken, lokal handeln„, schreibt er im Buch. Wie wahr. „Sobald ich mein Gemuese im eigenen Garten anbaue, muss ich nicht solches kaufen, das vom anderen Ende der Welt kommt und das der dortigen Bevoelkerung fehlt. Einen Garten zu bestellen bedeutet, dass man vom Zuschauer zum Akteur wird.“

Diese Ueberzeugung kommt im Buch sehr gut rueber. Akribisch hat der Autor ein Jahr lang die Kosten seines Gartens festgehalten. Ebenso die Erntemengen. Jede Minute, die er mit Gartenarbeit verbrachte, wurde festgehalten. Aus all diesen Zahlen errechnet Rodolphe, dass ihn sein Garten jaehrlich 200 Euro kostet. Verglichen mit der selben Menge Obst und Gemuese aus dem Bio-Laden ergibt sich fuer ihn eine Ersparnis von 3450 Euro, in einem Jahr versteht sich. Selbst konventionell angebautes Gemuese schlaegt, seiner Rechnung nach, noch mit weit mehr als dem Zehnfachen des Betrages zu Buche. Wem also noch ein Argument dafuer fehlt, sich auch dem Ziel einer groesstmoeglichen Autonomie bei der Nahrungsmittelversorgung zu widmen, der findet in dem Buch genau die passenden Argumentationshilfen.

Einerseits der eigenen Motivation wegen, andererseits als Beleg fuer die immer wieder aufkommenden spoettischen Blicke und Worte der Nachbarn und Freunde, gegen die man eine gewisse Dickhaeutigkeit entwickeln muss. „Familien, die ihr gesamtes Gemuese selbst produzieren, werden oftmals als „autarke Oekos„“ bezeichnet, schreibt er.

Was hat das Buch zu bieten?

Das Buch, Unser Garten ist Gold wert, aus dem Ulmer Verlag ISBN 978-3-8001-7548-2, 250 Seiten fuer 24,90 Euro hat aber mehr als Zahlen, mehr als die Geschichte eines Mannes, der seinem eigenen Leben und dem seiner Familie eine Wendung in die richige Richtung gegeben hat, zu bieten. Es gibt auch eine Fuelle von Tipps und Tricks, die einem den Einstieg ins Selbstversorgerleben erleichtern koennen. Warum nicht aus den Fehlern anderer lernen (wenn man sie denn als solche bezeichnen kann). Rodolphe hat es zum Beispiel mit Schafen versucht, musste aber schnell feststellen, dass Schafe, ein Gemuese- und Obstgarten und ein Grundstueck von etwas mehr als 3000 Quadratmetern nicht in Einklang zu bringen sind. Selbst nicht mit den kleinsten Schafen der Welt, den Ouessantschafen.

 

Ein Kapitel befasst sich zum Beispiel mit der richtigen Planung eines Gemuesegartens, in einem anderen Kapitel geht es um die Ansiedlung von Nuetzlingen, und ein weiteres behandelt das Thema „Lagern und Konservieren“. Selbst wie eine Urlaubsplanung aussehen kann, so man denn, wenn man einen eigenen Garten hat, ueberhaupt noch auf einen Urlaub an fernen Orten wert legt, geht der Autor in einem Kapitel ein. „Es kursiert die vorgefasste Meinung, man koenne als Gemuesegaertner nicht mehr in Urlaub fahren. Das ist nicht ganz falsch – aber es liegt nicht daran, dass man nicht koennte, sondern dass man es nicht mehr moechte“. Worte, die ich uneingeschraenkt unterschreiben wuerde.

Wie es sich fuer jedes ordentlich Gartenbuch gehoert, gibt es auch ein Kapitel, in dem der Autor die einzelnen Gemuesearten naeher beschreibt. Sicher, Gartenbuecher mit diesem Inhalt gibt es viele. Was „Unser Garten ist Gold wert“ von anderen abhebt, sind z.B. die Hinweise zur Saatgutgewinnung der einzelnen Arten. Ein Kapitel, das besonders fuer denjenigen interessant sein duerfte, der ebenfalls nach Autonomie strebt. Ebenfalls wird auf den Platzbedarf der einzelnen Sorten im Garten, der Erntemenge, der Ersparnis in finanzieller Hinsicht und der Rentabilitaet pro Quadratmeter eingegangen. Ich bin ja schon ein „kleiner Statistiker“, aber so weit wuerde ich es nicht treiben.

Alles in allem, eine gelungene Mischung aus Information und Unterhaltung.  Ein Buch, das sicher nicht nur einmal in die Hand genommen wird. Gut gemacht und mit vielen detailreichen Fotos gespickt. Ideal fuer jeden, der sich in die Materie einarbeiten moechte, der einen Beleg dafuer braucht, dass es moeglich ist, eine Familie auch heute, oder gerade heute noch, selbst mit gesunden Nahrungsmitteln zu versorgen.

Was das Buch nicht ist.

Eine kleine Kritik moechte ich aber trotzdem nach all dem Lob noch anbringen. Das Buch ist meiner Meinung nach keine Anleitung zum Selbstversorgerleben. Dazu ist es nicht tiefgruendig genug. Dazu gibt es speziellere Buecher, die sich viel eingehender mit dem Thema befassen. Es gibt aber genug Informationen und Denkanregungen, um vielleicht doch den Sprung ins Selbstversorgerdasein zu wagen. Viel ist dazu nicht noetig. Ein wenig Land, eine Familie die mitzieht und der Wille dazu.

„Von Tag zu Tag erleben wir den unschaetzbaren Reichtum, den der Besitz unseres kleinen Fleckchens Erde mit sich bringt“, schreibt er.

Das kann ich nur unterstreichen. Er hat wirklich nicht uebertrieben.

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7 Antworten

  1. Solche Bücher sind immer mal schön zum lesen. Müsste ich nicht immer solange arbeiten, würde ich auch mal wieder mehr in unseren Garten machen. Aber man kann ja nicht alles im Leben haben =)

  2. … wie Andi gesagt hat, die Zeit ist auch ein Faktor. Aber ein Garten ist schon etwas schönes und auch nützliches, keine Frage
    Jeder eben so wie er mag und kann.

    In der Stadt ist es eben schwieriger als Selbstversorger zu agieren iwe auf dem Land.
    3000 qm kosten da richtig Geld.

    Wer eben kein Selbstversorger sein kann, kann sich ja beim Biobauern eindecken und bewußter leben. Geht auch gut.

    1. Hallo Wolfgang

      Kleiner Hinweis. Der Autor wohnte frueher auch in der Stadt, ist dann aber aufs Land gezogen. Spart ihm eine Stunde Fahrtzeit jeden Tag. Und die nutzt er fuer den Garten. In der Stadt ist eine Selbstversorgung natuerlich nicht machbar. Aber einen grossen Teil kann man schon auf einem mittelgrossen Schrebergarten produzieren. Haben wir die ersten Jahre auch gemacht.

      Gruss RR

  3. Hallo Ralf,

    ich denke, Du darfst nicht vergessen, dass 95% der Väter mit Kindern berufstätig sind (und dazu nicht weniger der Mütter auch noch). Was bedeutet, dass ihnen minimum 10 Stunden am Tag fürs Gärtnern „fehlen“. Und den Job gegen einen Garten „eintauschen“, können sich wohl die wenigsten leisten.

    Mit geht es wie Deinen Kindern – als Kind hat mich der Garten meiner Mutter und meiner Großmutter nicht interessiert – und helfen wollte ich schon gar nicht. Und was passiert 20 Jahre später? Hab meinen eigenen Garten und hab Spass daran und versuche mich daran zu erinnern, was ich bei Mama und Oma so gesehen und gelernt habe.

    Woran ich wirklich Zweifel habe, sind die 200 EUR im Jahr an Kosten für den Garten eines Selbstversorgers. Das kann ich mir nicht wirklich vorstellen. Außer, man lässt die „Nebenkosten“ völlig außer acht. Denn Gerätschaften müssen angeschafft (und unterhalten) werden und ich denke, ein Selbstversorger kommt nicht alleine mit Spaten und Hacke aus – Du kannst ja ein Lied davon singen.

    Ansonsten werd ich mir das Buch bestimmt mal zu Gemüte führen 😉 (sobald der Garten im Winterschlaf versunken ist)

    Grüße Andi

    1. Hallo Andi

      Der Autor des Buches ist natuerlich auch berufstaetig. Ist aber von der Stadt in die Naehe seines Arbeitsplatzes gezogen und hat keine Fahrtzeiten mehr. Genau diese gewonnene halbe Stunde pro Tag brauch er, um seinen Garten zu bewirtschaften.

      In Bezug auf die Kosten schreibt er, so ich mich da korrekt erinnere, nach anfenglichen hoeheren Kosten sinken die Ausgaben. Er hat nicht viele Gartengeraete und ganz sicher keinen Einachser. Der Garten sieht voellig anders aus als meiner. Er tauscht viel und zieht eigenes Saatgut. Trotzdem scheinen mir 200 Euro im Jahr sehr wenig. Da hast du recht.

      Gruss RR

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